Ein eigenes Haus muss her

Ziemlich lange ging alles ziemlich gut. Wenn die Dotzheimer Vereine eine größere Veranstaltung planten, mieteten sie den Saal der evangelischen Gemeinde an. Der hat eine Bühne und bietet Raum für ausreichend Besucher, um etwa eine Fastnachtsveranstaltung oder Bunte Abende durchführen zu können.

Kita wird erweitert

Nun hat die Kirche vor, ihre Kindertagesstätte zu erweitern, was ihr gutes Recht ist, allerdings auch Auswirkungen auf den begehrten Saal hat. Zunächst wird er vermutlich ab Sommer 2010 wegen der Umbaumaßnahmen für eine Weile nicht mehr nutzbar und eventuell anschließend etwas kleiner sein. Das hat auch etwas mit den geschrumpften Mitgliederzahlen der Kirche zu tun. Die Landeskirche hat genaue Formeln, wie groß ein Versammlungsraum einer Gemeinde sein darf, um von ihr mitfinanziert zu werden. Wenn ein Umbau ansteht, könnte diese Berechnung greifen.

Seitdem die Pläne der Kirche bekannt sind, rumort es in den Dotzheimer Vereinen. Der Ruf nach einem "Haus der Vereine" wurde immer lauter. Einige Vereine fürchten gar um ihre Existenz, wenn Proben und Aufführungen im bisher gekannten Umfang nicht mehr möglich sind. Denn ein adäquater Saal existiert in näherer Umgebung des Ortskerns nicht. Zwar gibt es ähnliche Einrichtungen im Kohlheck, auf dem Freudenberg, im Schelmengraben oder im Sauerland. Doch dorthin, so die Befürchtungen, würde das Publikum nicht hinkommen. Gleichzeitig steht der Speisesaal im Moritz-Lang-Haus, der ebenfalls für Vereinsaktivitäten genutzt wird, zur Disposition, wenn das Altenpflegeheim Ende 2011 auf das Gelände der Horst-Schmidt-Kliniken verlegt wird.

Bleibt noch das Heim des TuS Dotzheim, das aber nur eingeschränkt außerhalb sportlicher Nutzung gebucht werden kann. Zudem dürfen die Vereine den Saal nicht selbst bewirten, wodurch notwendige Einnahmen wegfallen.

Mittlerweile hat sich einiges getan. Der Ortsbeirat hat die Einrichtung eines Vereinshauses an die Spitze seiner Liste für den Bürgerhaushalt gesetzt, außerdem hat sich ein Arbeitskreis aus Ortsvereinsring, Ortsbeirat und Dotzheimer Politiker gebildet, um die entsprechenden Möglichkeiten auszuloten. Schon Ende August hatte sich Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) schriftlich an den Oberbürgermeister gewandt und für ein "Haus der Vereine" plädiert, Ende September zog die CDU-Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler mit einer Pressemitteilung nach.

Mittlerweile stehen die Chancen gut, im gerade vorgelegten Entwurf für den städtischen Doppelhaushalt 2010/2011 zumindest die Planungsmittel für eine derartige Einrichtung einzustellen. Dieter Horschler (SPD), Vorsitzender des Wirtschafts- und Finanzausschusses der Stadtverordnetenversammlung, ist ebenso zuversichtlich wie Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU). Beide sehen es als realistisch an, dass die Planungsmittel genehmigt werden. "Die spätere Realisierung hängt dann auch von den Folgekosten ab", gibt Horschler zu bedenken. "Aber es ist an der Zeit, die Situation in Dotzheim zu entschärfen", findet er. Dass schon 2011 die Bagger rollen, sieht er nicht als realistisch an. Der Dotzheimer Arbeitskreis hat indes ein potenzielles Gelände gefunden. Liegenschaftsdezernent Detlef Bendel (CDU) habe auf das städtische Grundstück in der Karl-Arnold-Straße hingewiesen, auf dem sich momentan ein Spielplatz befindet, erläutert Ortsvorsteher Manfred Ernst (CDU) in einer Pressemeldung. Allerdings würde eine Verlegung des Spielplatzes neue Kosten bedeuten. Darum betont er gemeinsam mit Stadträtin Gaby Wolf (SPD), dass eine solche Verlegung erst dann erfolge, wenn ein Ersatzgelände hergerichtet sei.

Der Konferenzraum des Turnerheims Dotzheim, hier mit Pächterin Rebecca Schikor-Kalkhof, können die Dotzheimer Vereine noch feiern – allerdings ohne eigene Bewirtung. Der Ruf nach einem eigenen Haus der Vereine wird deshalb immer lauter.